Menschen, Mythen, MUTTIationen

Der folgende Text erschien auch in der achten Ausgabe des Queerulant_innenmagazins. Eine englische Übersetzung findet ihr hier
Ein Abgesang
Intro
Ich war auch vorher nicht frei. Zumindest hatten die strukturell geschmiedeten Ketten aber eine hübsch ordentliche Länge und so konnte ich mir manchmal wirksam einreden, dass sie gar nicht da wären.

Freiheit. Was auch immer das bedeutet für dich.

Für mich meint es auch das Privileg der Wahl zu haben.

Werden und Sein, was ich bin um leben zu können, wie ich will. Zusammen mit denen, die mir wichtig sind.

Ohne Ab_Bewertung, Kommentierung, Unterdrückung. Gar Schlimmeren ausgesetzt zu sein.

1.Strophe

Die Feststellung, dass ich nicht krank sondern schwanger bin, erfolgte parallel zur Erkenntnis, dass ich mich lebensverändernd geirrt hatte. Gleichberechtigung™ in leuchtenden Bustaben nun also auf eine Familienpackung geklebt. Der Inhalt unverändert. Vom Menschen zur Nur-Noch-Abgesandten meines Uteruses in weniger als neun Monaten. Frondienste folgend. Jegliche Rechte abgetreten an die heilige Mutter. Am Ende vollständige Muttiation.

Eine Ode an die Unfreiheit.

Wenn tatsächlich mehr erreicht wurde als das vielbesungene Neue Väter am Wochenende in durchgentrifizierten In-Bezirken Buggyschaulaufen betreiben, warum fehlt es dann immer noch allerorten an sicht- und spürbaren Konsequenzen ? Wenn von diesen dann – im immernoch seltenen Fall, dass ihre Elternzeit mehr als einige Monate beträgt – umgehend Bücher niedergeschrieben werden oder sie die Feuilletons namhafter Tageszeitungen mit ihren Leidensgeschichten befüllen müssen, bekommt das am Ende nur wieder den Stempel BESONDERS. Ein in Worte gegossenes Denkmal um die VORBILDLICHE AUSNAHME zu zementieren und sich in weiten Kreisen feiernd um sich selbst zu drehen…an der Machtverteilung ändert dies nichts.

Zwischentöne

Als Betroffene von sexualisierter Gewalt habe ich lange darum gerungen, wieder in meinem Körper anzukommen. Jetzt war ich nochmal ganz anders und neu auf Körperlichkeit zurückgeworfen und bestaunte von irritiert bis zuversichtlich, was sich da monatelang abspielte. Über allem die Befehls- und Vermessungseinheiten, welche strikt zu befolgen eine schwangere Person heute angehalten ist. Tust du es nicht, machst du dich sofort des (beginnenden) Rabenmuttertums verdächtig. Eine weitere erfolgreiche Strategie aus dem vielfältigen Sortiment von Disziplinierungsmaßnahmen, die den weiblichen Körper im Fokus haben und auf diese Weise Vereinahmungen jedweder Art zu legitimieren versuchen.

Das ich auch in diesem Zeitraum über mich lernte, dass ich nicht cis bin, alles andere als Zufall. Je mehr Menschen um mich herum darauf bestanden, dass ich mich in der Hochphase meiner Weiblichkeit befände, desto klarer wurde mir, dass das für mich nicht zutrifft. Ich fühlte mich auf eine wohlige Art sonderbar in diesem Körper, der solange nicht für mich gewesen war…ich wollte das genießen und mich nicht (wieder) mit den Zuschreibungen Anderer beschäftigen und rumärgern müssen.

2.Strophe

Verblichene Abziehbilder der Mutter dienen als Basis, vermeintlich angereichert mit neuen Hochglanzcovern ala workingmum. Das nicht nur Frauen schwanger werden und Familie nicht gleichbedeutend mit VaterMutterKind ist hat hier keinen Platz. Die Mutter bleibt doppelt biologistisch aufgeladenes Scharnier, dass für den heteronormativen Systemerhalt sorgt. Verwehrt sich eines dagegen, wird es spätestens über das Kind in altbekannte Schablonen zurückgedrängt. Familie™ muss bleiben, was Familie™ schon immer war. Alle, die es anders machen oder wollen nur zu diskreditierende Deserteur*innen.

Ich hatte nicht vor, Teil eines MutterVaterKindensembles zu werden. Bereits in meiner Schwangerschaft diskutierten Freund*innen und ich, wie mögliche Elternativen dazu aussehen könnten, entwarfen Pläne, lachten und fürchteten uns. Nachdem das Kind dann geboren war, gab es fürs Erste weder Raum noch Zeit um weiter daran zu arbeiten. Theorie es anders zu gestalten ab da an ein einziger Luxus, den ich mir in der Praxis nicht mehr leisten konnte. Abgedrängt in eine völlig eindimensionale Auslegung von Mutterrolle. Einzunehmen jetzt und gleich, fest eingebettet in einen präzise abgezirkelten Verhaltenskodex. Bei Nichteinhaltung Maßregelung durch die gesamte Umwelt, vor allem auch durch andere Mütter (die Solidarität endet immer bei „meinem“ Kind!). Vielfalt in Kindererziehung und ein scheinbar erweiterter Familienbegriff- letzlich ein weiteres Märchen Verwertungslogik des freien Marktes. Nur soweit gültig, wie es nicht wirklich an Althergebrachtem rüttelt und ökonomisch nutzbar gemacht werden kann.

Ein neues Lied anstimmen ?!

Den Begriff der “ Mutter “ zu hinterfragen, ihn Stück für Stück abzutragen und durch das Skalpell der Dekonstruktion freizulegen, was darunter wirkmächtig funktioniert ist (m)ein möglicher Weg. Anzufangen fernab von limitierenden Einbahnstrassen in Richtung Weggabelung zu laufen um andere Variationen und Konzepte gelebter Elternschaft zu erkunden.

Outro

Dabei geht es mir nicht darum diejenigen anzugreifen, die sich mit dem Mutterbegriff identifizieren (können) und diesen in ihrem Sinne ausfüllen, sondern Platz zu machen für die, die sich darin nicht wiederfinden. Ich habe viele großartige Menschen getroffen, seit dem das Kind auf der Welt ist, die mit hochhausgroßen Ladungen Wunderbar ihre Wege of Elternschaft gehen…viel zu oft steckt zudem hinter angeblich konstruktiver Kritik von Mutterschaft- von der arroganten Betrachtung sogenannter Mamablogs (die eigene Abgrenzung von selbigen plus Abwertung anbei) bis zum alleinigen Verantwortlichmachen von Müttern für alles Unheil in der Welt- erneut nur Misogynie in unzähligen Facetten…mal mehr, mal weniger geschickt getarnt.

Das Kind lehrt mich Menschsein neu, erinnert mich daran, was wirklich zählt und über allem alles einmummelnde orangegelbe Riesenliebe. Was mich aber nur noch mehr daran Anstoß nehmen lässt wie eng mir die Mutterrolle ist, wie wenig sie in stereotyper Ausführung mit mir und meinem Leben zu tun hat.

Familie und Elternschaft ist für mich das, was ich daraus mache, es ist kein starres Konstrukt, sondern liquide und den Bedürfnissen aller Beteiligten angepasst oder zumindest dies als Anspruch, der den Weg beleuchtet. Sie schließt in meiner praktizierten Version Freund*innen ebenso ein wie mir liebe Menschen meiner Verwandtschaft. Ich würde gern noch viel mehr Kinder in die Welt begleiten und ihnen beim Raum-Einnehmen und Größer-Werden zusehen…aber ich möchte nie wieder und unter keinen Umständen in diese biologistische backlash Hölle zurück, in deren Richtung ich in meinem schwangeren Körper geschubst wurde und die ich noch nicht lange wieder verlassen habe.

Oder etwas frei nach Räuberhöhle : Ich will kein Teil von diesem Mist sein.

 

 

Magic Touch

Regen schießt kleine nasse Gewichte auf meine Haut und zieht mich ins HIER und JETZT. Dort auch zu bleiben habe ich vom Kind gelernt.

 

Voll und groß von soviel Fühlen laufe ich durch leere Straßen nach Hause.

Rühre an Eingemachtem, denn Glück ist anders als erwartet.

Gestern noch ganz schwer von all der Hitze und Begierde, die mich in meinen Träumen einschloss. Fragile Zartheit massiver Welten, die in meinem Hasenherz entstehen- vergehen und verletzen können.

Ich denke an mich-  polterndes Lachen. Ansteckend vielleicht…wenn da noch eines wäre. Was nicht ist. Fühlt sich leise an. Gut. Sachte.

Allein-Sein und doch nicht einsam. Alles andere als das.

Ich bin dankbar, mir und Anderen…dass ich es noch lernen konnte: SELBSTakzeptanz. Liebe. Vertrauen. Erfüllt von mir und euch und dem was drumherum passiert. Nicht oft. Irgendetwas zehrt immer. Wieder.

Vielleicht soll das auch so, ich weiß es nicht.

Ich weiß aber sicher, dass ich- als ich das erste Mal etwas überlebt hatte und erneut leben lernen musste wollte- mit dem Einfachsten, Elementarsten angefangen habe:

Essen.Trinken. Schlafen. Schmecken. Tasten.

Mir nochmal trauen und mich fühlen. Auch hinsehen. Zuhören.

Kleine Injektionen Leben. Langsam und in regelmäßigen Abständen verabreicht. Unsagbar schwer auszuhalten, wenn vorher alles in Angst und Schmerz getaucht war.

Es gab Zeiten ( blass getönte Bilder, aber vergessen ist es nicht), da habe ich mir nicht mal Träumen erlaubt…es ging nur ums Überleben. Im wörtlichsten Sinne. Der einzige Wunsch: Das es aufhört wehzutun. Jetzt kann ich die Weite wieder feiern, die im Träumen wartet.

Was mir dabei schwer verdaulich ins Bewusst-Sein tropft :

Wie wenig Raum doch für die großräumig Verletzten ist.

An Menschen und deren geMACHTen Strukturen zu zerbrechen ist nur so lange tragbar, wie du es schaffst alles am Ende in gewonnene Stärke zu gießen…das Nicht-mehr-Klarkommen aber, dieses Ausgeblutet- und Ausgedünnt-Sein selbst, jenes Sich-So-Am-Ende-Fühlen, dass der Brustkorb bei jedem Atemzug schmerzt samt Reflexion darüber…ach, mach‘ DAS doch bitte mit dir zuhause ab.

Wut ist die Währung, die alle gern entgegennehmen (ich auch, gerade jetzt !) aber das da auch eine unglaubliche Kraft in JEDEM Überleben wohnt und das Dünnhäutigkeit und Verletzlichsein keine Schwächen sind…als ob es in einer Welt, an der du ob auf permanentes LAUTundFORDERNDgedreht schier verzweifeln kannst, nicht umso wichtiger ist JEDE EINZELNE NUANCE hochleben zu lassen in der du es NICHT tust. Oder anders: Sichtweisen ver_rücken und dann dein Handeln verändern kannst ohne dass es dich zerreißt.

Ent_täuscht-Sein auch als Ergebnis von Aktivismusbattlen und keinem (öffentlichen) Raum fürs Verschnaufen. Irritationen, wenn ich es wieder mal nicht geschafft habe bei allen Debatten und Diskursen am Ball zu bleiben. Der lange Arm des Konkurrenz und Wettbewerbsgedanken…er reicht auch weit in meine (netz) feministische bubble hinein- Fragen nach dem Befinden dann mit komisch-drängenden Untertiteln.

Wie schön ich es finde, immer noch berührt werden zu können. Das bei all dem wulstigen Narbengewebe nämlich genug Stellen übriggeblieben sind auf die das Fühlen zielen kann.

Wie sehr ich mir jetzt noch wünsche, dass es auch Platz dafür gibt zusammen saftlos auszuruhen während wir uns die sperrigen spitzen Lebensunwegbarkeiten aus dem Fleisch pulen.

Mehr Willen zu verstehen, dass es manchmal schon anstrengend genug ist, sich überhaupt bemerkbar zu machen. In Kontakt zu bleiben, wie auch immer der dann im Einzelnen aussehen mag. Wie schwer es sein kann, sich zu (Wort) melden, wenn 1 schon völlig vergessen hat, wie die EIGENE Stimme klingt…oder sie überhaupt erst noch finden muss.

Was mir hilft:

Wenn ich mich mal wieder in der Sehnsucht verlaufen habe, ich mich nur noch niedergedrückt auf dem Boden unliebsamer Tatsachen wiederfinde und mir alle Lampen auszugehen drohen, sind mir Eigenliebe und all die gerngehabten Menschen hier (on) und dort (off) Lichter, die mögliche Wege heraus (er)leuchten. Oft zusammengesetzt aus vermeintlichen Kleinigkeiten. Warmer Glitzerkitt, der mich zusammenhält wenn ich im Alltagskampf fast zerbrösele.

Ich kann mich dann wieder vorsichtig weg bewegen von tiefsitzenden starren Denkmustern, die Großes von mir erwarten und hangel mich stattdessen von Liebhab zu Liebhab. Ein kleines großes Berührt-Sein im Augenblick, das alles bunter färbt:

Ein richtiger Brief in den Händen oder die Karte aus Japan von Menschen, die ich noch nie getroffen habe. Zusammen auf einem Konzert in Musik eintauchen und dabei Zeit und Raum vergessen. Eine Suppe von der Nachbarin vorbeigebracht bekommen. Der Dozent, der unerwarteterweise auf meine Ichhabnichtsmehrzuverlierenmail mit Wiesenthalplakat-Zitaten ( „Spät, aber nicht zu spät.“) antwortet. In Wirklich und Echt getroffene Menschen, die ich vorher nur von ihren blogs kannte und die noch viel toller sind als gedacht. Gespräche bis in den Morgen, die Müdigkeit verwischen und alles mit neuer Klarheit streichen. Liebesgrüße per Punkpost ( meist von umherreisenden/tourenden/wieauchimmer bewegten Menschen weitergetragene Päckchen/Briefe mit Zines/Platten/Botschaften etc., die die üblichen Postwege umgehen ;)…) von einer meiner LieblingsriotgRRRlbands…

Das Kind…immer wieder dieses Kind…wie es mir die Haare aus dem Gesicht streicht und versucht hinters Ohr zu schieben, so wie ich es immer bei ihm mache. Wie es meinen richtigen Namen sagt (woher weiß es den ???) genau wie Bastian in der Unendlichen Geschichte den neuen Namen der Kindlichen Kaiserin. Wie es überhaupt beim Einschlafen immer wieder die Namen derer wiederholt, die tagsüber einen bleibenden Eindruck in seiner Welt hinterlassen haben, gerade so als gälte es sie kurz vorm Schlaf nochmal ums Bett zu versammeln. Wie es wogende Bäume anstarrt und sich dann langsam mitbewegt. Wie es laut kreischt beim Anblick der Hauskatze, die immer flieht, wenn sich das Kind nähert. Wie es allen Menschen und Tieren, denen es begegnet auf der Staße ein“ Halloooo“ entgegenschmettert. Wie es, wo es geht und steht Rhythmus und Melodie entdeckt und sich dann im Kreis dreht oder mit den Armen schlenkert und mich so daran erinnert, dass Musik wirklich ÜBERALL ist. Wie es auf Menschen zugeht…achtsam, abwartend und sich Ihnen dann voller Vertrauen nähert.  Wie es so verdammt freigiebig mit seiner Liebe umgehen kann…bedingungslos und ganz und gar.  Ich habe gar keine Wahl als immer wieder zu mir zurückzukehren mit diesem kleinen Seismographen bei mir, der für absolute Aufrichtigkeit sorgt oder eben an die Abwesenheit selbiger mahnt.

Rührt an Althergebrachtem, denn Selbstverständlichkeiten sind für die Eingerosteten.

So nehme ich das Heute und stelle es zu den anderen HIER und JETZT-Momenten. Gesammeltes Erfüllt-Sein als Depot für widrige Zeiten.

Mein System zum (Über) Leben.

Was vermag euch zu berühren? WIe behelft ihr euch in schwierigen Situationen ? Wie wehrt ihr ein drohendes Ausgebrannt-Sein ab? Was macht ihr, um es gut gehen zu lassen und euch zu erholen ? Warum ist es überhaupt so notwendig, sich immer wieder auszuruhen ?Ist es nicht bedenklich, dass schon das „normale“ Klarkommen oft soviel Energie verbraucht ? Was heißt für euch schönes Leben ?

(Selbst)Sabotage

Ich schaffe es nicht, dieses Leben.

Es schafft mich.

Ich rennerennerenne mir selbst und meinem riesigen Anspruch nach und am Ende (ent)stehen große Erschöpfung und noch größere Löcher im Nervenkostüm.

Ich studiere wieder, die Betreuungssituation fürs Kind ist schwierig und meine Energien begrenzt.

Ja.

Die Ursachen liegen dennoch tiefer und sind so vielschichtig, dass ich sie nur langsam und oft unter großen Erkenntnisschmerzen freilegen kann.

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Das Außen:

Da sind natürlich zuallererst die Zustände, die es schwierig machen das Leben frei zu gestalten.

Darum geht es mir hier und heute aber nicht.

Auch wenn ich mich selbst nicht gern so sehe…ich mache mir (immer noch) viel zu viele Gedanken darüber, wie das, was ich tue/sage/schreibe ‚draußen‘ ankommt.

Nicht bei denen, die ohnehin nicht zu mehr in der Lage sind als  destruktiven *istischen Müll in die Welt hinauszutragen. Wer nicht mal ein bißchen eigene Positionen reflektieren oder Privilegien hinterfragen kann hat sich bei mir für einen Austausch disqualifiziert.

Nein.

Wer mich wirklich zu treffen vermag sind all die Leute, die ich off-und online großartig finde und anhängend das was sie tun/sagen/schreiben.

Ihre Meinung ist mir wichtig und somit ihr Einfluss auf mich nicht zu unterschätzen. Wenn wir uns missverstehen, Konflikte stattfinden, wir aneinander- und Gemeinsamenkeiten aus dem Fokus geraten, kann mich das schon mal so beschäftigen dass ich mich selbst dabei aus den Augen verliere. Was keinem Menschen etwas bringt, mich aber unendlich viel Kraft kostet.

Um mich genügend abzugrenzen und wiederzufinden fehlen mir bisweilen Raum und Zeit.

Zudem wünsche ich mir online oft einen Ort, an dem ich mich zusammen mit Anderen auch über immer wieder kehrende Fragen, Unsicherheiten, das Scheitern und Versagen in netzpolitischen feministischen Diskursen austauschen kann. Ohne Angst vor künstlichem B ( aka Beurteilung, Bewertung usw.) .

Worüber ich auch immer wieder stolpere ist die Unverträglichkeit politischer Arbeit mit dem Elter-Sein. Kürzlich zum ersten Mai , während vor meiner Haustür Menschen ‚ Die Häuser denen, die drin wohnen ‚ brüllten habe ich dem Kind den Rotz aus dem Gesicht gewischt und es ins Bett gebracht.

Gefühlte Lebensferne, die viele politische Kämpfe für mich haben, wenn sie doch nur in hübsch klingenden wortreichen Theorien stecken bleiben ( eine der raren Ausnahmen zum Beispiel this ) meets Für-Mich-Nicht-In-Frage-Kommende-Uhrzeiten von Treffen, workshops , Demos etc. samt anschließenden Diskussionen. Dort angebotene Kinderbetreuung ist die Ausnahme oder schlicht nicht vorgesehen. Ich weiß, dass das trotzdem machbar ist und bitte kommt  mir jetzt nicht mit ‚ ist alles eine Frage der Organisation oder ‚wenn du wirklich willst‘ blabla. Alles schon 1000mal gehört. Danke für nichts. Mir geht es um eine Änderung des status quo, nicht um eine Kritik meines Beitrages zu allem. Das mache ich schon genug, keine Sorge.

Ich will auch nicht meine Gallegehtmirüberwut leugnen, wenn sich z.B. von den Eltern gesponserte profilierungssüchtige Großmaullinke neben mir auf dem Plenum über Gentrifzierung aufregen und dann in ihre luxuriös ausgestatteten loftigen SuperWGs gehen während die Ein-Raum-Wohnung, die ich mit dem Kind bewohne langsam zu eng wird. Ich bin schon öfter in dieses Gefälle persönlicher Betroffenheiten gestürzt. Es ist einem Zusammenkommen nicht unbedingt förderlich, wenn ich Anwesenden ihre Doppelmoral vor die in vegetarian shoes steckenden Füße kotzen muss.

Das Innen :

Ich feiere mit großer Freude und noch mehr Enthusiasmus, was mir gefällt und mich weiterbringt/zum Nachdenken anregt/oft einfach ereilt und sprachlos glücklich zurücklässt. Ich bin der ausdrücklichen Meinung, dass ich das gar nicht oft genug hochleben lassen kann. Als Gegenmaßnahme zu den (partiellen !) mistigen Gegebenheiten in dieser ulkigen Welt. Ich stanze innerlich Schönmomente ein, fertige Großaufnahmen davon an und hänge alles auf.

Daneben dann meine Selbstbilder und vor allem in letzter Zeit wirke ich auf diesen klein und blass und manchmal vergesse ich völlig, wie groß ich doch schon bin und stark und wach und schön und wunderbar…

Erst kürzlich enttarnt habe ich dabei auch etwas, was ich hier die erweiterte Selbstsabotage (Danke an N. für dieses treffende Wort ) nennen möchte:

Bücher nicht rechtzeitig in die Bibliothek zurückbringen, ein fettes Bußgeld dafür kassieren; es nicht schaffen den Studi-Ausweis nachzureichen, um bloß 7 statt 40 Euro zu zahlen nach einem ohneTicketerwischtwerden in der U-Bahn (alles vorm Hintergrund großer Geldsorgen); sich mit Leuten treffen, die immer nur von sich erzählen, obwohl ich es besser weiß, dafür den Leuten, dir mir guttun absagen ( Hallo hallo A+M+J+F+K…ich lieb’euch ! ); Dinge solange nicht erledigen, bis ich sie nur noch unter großen Druck und mit viel Stress umsetzen kann ; …

Einzeln betrachtet vielleicht nicht hochproblematisch jedoch in der Summe völlig kontra und kraftgeldzeitnervenraubend. Von allem habe ich ohnehin schon viel zu wenig.

Mehr Sabotage an Strukturen, die Kackzustände ermöglichen und weniger an mir selbst.

Ein Bewusstwerden und Benennen, wo ich mir dabei selbst im Weg stehe ist vielleicht ein Anfang:)…

In diesem Sinne :

Teardrop

Zusehen, wie deine Schritte immer sicherer werden. Du deinen Raum eroberst. Dich durch nichts und niemanden aufhalten lässt. Selbstversunken spielst . Kein Gedanke an ein müdes Gestern. Ein unsicheres Morgen. Nur übersprudelndes JETZT. Wie du aufbegehrst und deutlich zeigst, wenn du etwas nicht machen willst.

Meine vorsichtige Achtung für deinen Grenzen.

Meine staunende Bewunderung für deine Hingabe.

Mein stetiges Dazulernen durch deine Art zu SEIN. (Wer erzieht hier eigentlich wen ?!? )

Aber auch:

Meine schreiende Überforderung, weil ich mich immer wieder verlaufe in der Ambivalenz. Zwang zur Notwendigkeit versus Respekt deiner Person.

Meine knochenharte Angst, dass ich dich verletzen könnte. Da, wo du nur in dir zuhause bist. Bedingungslos liebst und vertraust.

Mein rasender Herzmuskel, wenn ich dich weinen sehe.

All diese Fallstricke.

Welche wachsen können auf dem Boden der Macht. Gesponnen werden aus seelischer Grausamkeit. Zwischen den Zeilen gedeihen. Im Liebesentzug schwere tiefe Wunden hinterlassen. Verknüpft sind mit der Ignoranz von Stoppschildern. Die doch jedes Kind auf individuelle vielfältige Art zu setzen vermag.

Die trotzdem nur eines bedeuten: Bis hierhin und nicht weiter.

Solange bis es möglicherweise lernen muss, dass das nicht ernstgenommen wird . Übersehen und übergangen.

Ich weiß viel zu genau, was es bedeutet wenn auf die eigenen Grenzen gespuckt wird.

NEIN sagen kannst du bereits.

Abgrenzen. Grenzen setzen. Grenzwertig.

Ich versage manchmal. Die Nerven dann in Fetzen und dahinter deine großen fassungslosen Augen.

Wehwehweht noch lange nach bei mir, während du es schon längst wieder vergessen hast (wieder was dazugelernt ) .

Jajaja, hat keine/r gesagt, dass es einfach wird. Das Elter- Sein.

Aber auch keine/r an welcher Stelle es so schwer werden würde.

Ich kann nur hoffen, dass ich es trotzdem schaffe, dir auf der Spur zu bleiben. Mich dabei nicht zu vergessen.

(Selbst- ) Liebe ist der Weg. Da halten, wo es schmerzt. Mit weit geöffneten Sinnen stehenbleiben, auch wenn es anstrengend wird. Genießen, was leicht und wohlig ist. Die düsteren Stunden genauso feiern wie alle anderen. Weil sie wohl dazu gehören.

Zusehen, wie meine Schritte immer sicherer werden.

Walk a Mile

Eine hochgezogene Augenbraue.

Ein maßregelnder Blick.

Ein scheinbar konstruktiver Kommentar als Tarnung für ‚ Du machst da was falsch, guck‘ her, ich kann das besser ‚ .

In dem Gespräch mit der anderen Mutter* beim Arzt, auf dem kalten Spielplatz, in der lauten Krabbelgruppe, in langen Schlangen im Supermarkt, in der ausschweifenden Diskussion online in Foren und auf blogs…

Dieses Battlen.

Großes gegenseitiges Be – und oft auf den Fuß folgendes VERurteilen jeweiliger Lösungen elternrelevanter Themen.

Ich habe es satt. PAPPENSATT !

Jedwede Solidarität fahren lassen , sobald es (vermeintlich) um das/die eigene/n Kind/er geht.

Merkst du was ?

MUTTERschaft (ja bewusst sage ich nicht Elternschaft) ist DIE letzte Bastion des Patriarchats.

Du findest, du bist eine emanzipierte Person, die Sexismus natürlich betrüblich findet und auch wirklich nicht mehr in vergilbten Vorstellungen von Geschlechterrollen weiterleben will ?

Warum fällt es dir dann so verdammt schwer, andere Mütter in ihren individuellen Entscheidungen zu respektieren und sie machen zu lassen, was sie für richtig halten ? Nur DANN etwas zu sagen , wenn du um deine Meinung gebeten wurdest ?

Ich meine dabei ausdrücklich NICHT das vergleichende Gegenüberstellen verschiedener Lebensentwürfe, dieses Ausloten von wostehstdu und wosteheich – ein Miteinander agieren auf Augenhöhe, voneinander lernen. Das ist, was ich mir wünsche und mehr als wichtig, wenn wir vorankommen wollen.

Ich rede von diesem kriegerischen Wettbewerb, verurteilender Eifer in vielen tausend Forengefechten. Als gälte es immernoch ein Mutterkreuz zu gewinnen.

Ein Krieg, bei dem es NICHTS zu gewinnen gibt, aber du dich selbst vielleicht verloren hast am Ende. Deinen Teil dazu beiträgst, dass menschenverachtende Struktur erhalten bleibt. Die Mutter als alles verbindendes Scharnier zum Systemerhalt.

Zum Wohle der Kinder, im Namen der Liebe.

Wir kämpfen an der Körperfront um das Recht auf Selbstbestimmung. Wir kämpfen darum lieben zu können, wen wir wollen. Wir kämpfen um gleichen Lohn und gegen Vorurteile.

Wir kämpfenkämpfenkämpfen.

Aber dieser eine spezielle Kampf…ist der subtilste. Kaum zu enttarnen, weil zutiefst verinnerlicht.

Wo wären wir angreifbarer als bei unseren Kindern und der Frage, wie wir mit ihnen umgehen. Wo lauert mehr Unsicherheit und wo kochen die Emotionen schneller über…

Es gibt einen Grund, warum es nur in der deutschen Sprache ein Wort wie Rabenmutter gibt.

Bitte warte einen Augenblick…ich will dich nicht angreifen.

Setz’dich zu mir und erzähl’mir deine Geschichte. Hör’dir meine an. Wir machen das alles aus Gründen. Wichtig ist nicht, dass du es vielleicht anders machst sondern ob es dir gut dabei geht. Du glücklich bist. Dein Kind ist es dann auch. Egal, ob es seine Milch aus der Brust oder der Flasche bekommt. Es in einem Familienbett oder seinem eigenem Zimmer schläft. Es Fleisch bekommt oder Seitan. Es Spielzeug aus Holz oder Plaste hat.  Wohliges Lachen ist die Antwort…und nicht dass du die Supermutti an allen Fronten sein musst.

Lass uns die Schuhe tauschen (auch wenn sie vielleicht nicht richtig passen mögen ) und dann ein wenig darin laufen.

P.S. : Wo hierbei die Väter* sind ? Gute Frage. Sag du es mir.

P.P.S.: Warum hier gar nicht erst die Rede von Familien fernab von MutterVaterKind  ist ? Weil die Probleme in gelebten (queerfeminist) Elternativen nochmal eine ganze andere Nummer darstellen und einen eigenen post haben sollten…

Magic Monday

Es gibt so Tage…die tanzen Pogo mit deinen Nerven.

Nerven, wo denn ? Hab‘ ich bei Aldi liegenlassen. Zu einem Zeitpunkt aus dem Tiefschlaf gerissen werden, der gegen sämtliche Menschenrechtskonventionen verstößt. Überhaupt Tiefschlaf. War nochmal was genau ?!? Eine Freundin von mir kennt eine, die von einem gelesen hat der schon mal gaaanz tiiief und laaange geschlafen hat. MIT Baby oder Kleinkind, krasser shice ! Eher TOTAL unglaubwürdig, wenn du mich fragst. Tust du aber nicht, stimmt’s ? ! Das Kind zahnt oder hat Bauchweh, ist zu früh erwacht und jetzt maulig, will trinken, nee doch nicht, lass den Becher hier, mee geh weg mit dem flüssigen Zeug, ich will lieber kuscheln, neeeieeeen…doch…ach…wieso heul ich nochmal ???.

 

Du hebst deinen müden Körper im -bittetiereinsetzendasnochlangsameralseineschneckeist -Tempo aus dem Bett – Bett, oh du heilige Stätte des geruhsamen Verweilens – . Die so einladend mit noch warmen Kissen und Decken lockt und sanft ‚ Komm zurüüüüück ‚ wispert…leider just in diesem Augenblick lauthals übertönt von diesem wunderbaren ‚Krähhhh, meeeeee, buhuhuuu…Mama…dinkn…dinkn alle…Mama Deddy…Mama…MAAMAAAA !‘

Das Kind grundversorgen…auf dem Weg zur Toilette 4mal umdrehen, weil …was wollte ich nochmal sagen/ machen/ holen ? Wer ist ICH denn eigentlich ? Ach du, die_der du dich im Dunkeln gerade gestoßen hat, weil du die 666 evil herumliegenden Bauklötzer elegant überspringen wolltest.

Dann frühstücken…am Ende nur das Kind. Ich schaffe es immerhin mir 2Liter Kaffee zu genehmigen, intravenös versteht sich – Kaffee, oh Kaffeee… du bist so wuunderbar, Kaffeeeeeeee!!!- . Die 3Tage alte Zeitung lesen (wollen)…wo ein Wille ist ist auch ein Weg ?!? Selbstverständlich. Auf diesem Weg hockt ein Kleinkind und brüllt als ob sein letztes Stündlein geschlagen hätte. Teller werden da demonstrativ weggerückt und ja…ich gestehe: ICH esse die Reste vom Kind. Well, ich würde jetzt auch gern lieber 2 Pfund Schokolade mampfen oder 5 Stunden leckerst brunchen…aber…wo waren wir stehengebliebn ?….die Reste werden sonst als Verschönerungsmaßnahme des Küchenbodens eingesetzt. Fügen sich allerdings auch richtig gut in den Pastateppich vom Tag zuvor.

Wir spielen, wir tanzen, wir singen…in meinen Träumen. Tatsächlich tun wir nicht mehr als etwas suchen was die Aufmerksamkeit länger als 3 Sekunden fesselt. Die des Kindes versteht sich. ICH habe keine Konzentrationsproblem…mee…grrrnn…twitterfacebooktralala…was hast du gefragt ?

Rausgehen. Frische Luft ist wichtig. Für wen eigentlich ? Ich brauche die nicht…und für das Kind reichen auch Mütze auf und weit auf das Fenster…und überhaupt…DIESES mit Autoabgasen und dogshit gewürzte Stoffgemisch…nee, schon klar. So frisch wie ich in weiter oben beschriebenen Morgenstunden. Es ist viel zu kalt und der Winter – pfff, Winter…das ist kein Winter, das ist die nassgraue Apokalypse zu der die Stadt Fresse zieht – hat eine*n Feind*in mehr.

In der U-Bahn stehen und sich fragen, ob die Unterhose frisch war, die da morgens als erstes irgendwo rausgegriffen wurde. Wann habe ich mir eigentlich das letzte Mal die Haare gewaschen…Mütze, oh Mütze…du bist mein Freund ! Beim Versuch eine von 134 nötigen SMS an Freund*innen zu schreiben unglücklich scheitern weil Kind den ganzen Wagen in Verzückung versetzt ob extremer Niedlich-und Zauberhaftigkeit. Ja, nein…soundso alt, hat der mich gerade gefragt ob ich noch stille, soooooo süüüüüüüßßß…urarrrggggh, mein Gesicht gefriert zur Faust.

Erst am frühen Abend feststellen, dass ich die Jeans angezogen habe, die große Flecken irgendwas aufweisen. Kind knutscht mich allerliebst…leider hat es mich just in diesem Augenblick mit einer Erkältung angesteckt, die es selbst quasi unbemerkt weggesteckt hat. Wie ich 4, 5 Tage später noch feststellen werde.

Ich bin genervtgestresstjustexhausted und bekomme alles 1:1 wiedergespiegelt. Mein sonst so entspanntes Kind knörgeltwettert nenenenanananeeeeeieeeen…das hast du nun davon. Den Feierabend herbeisehnen für uns Beide…und gleichzeitig wissen, dass es noch gefühlte Jahre bis dahin sind.

Dass Abendbrot und Einschlafen sich dann in ein stundenlanges Ziehen um alles verwandelt…auch keine Überraschung mehr.

Das Kind bellt zum Abschied nochmal freundlich, schön . In Hirnwindungen festgetackerte, zu Ohrwürmern gewordene Einschlaflieder vor mich hin summend schlafe ich mit dem Kopf vor der Tastatur ein.

Solche Tage sind of course die absolute Ausnahme und passieren auch niemalsnicht hier…bei uns ist immer nur Rock’n’Roll Freitag oder Ausspannsonntach…nur, dass wir uns nicht missverstehen.

Ich habe mir lediglich versucht vorzustellen, ganz und gar eingelullt von all der Harmonie und dem rosablauen Glück, wie es so wäre wenn nicht…

 

P.S. : Wer die Referenz an eine meiner Lieblinxbloggerinnen findet, bekommt eine Tasse starken von mir persönlich kredenzten verwöhnaromafreien Kaffee gekocht 😉 !

Shitlist

Uaaaaaaaaaaarrrrrrrrrrrrrrrrrgghh !!!

Hände, die zittern beim auf die Tastatur einhauen:

W.U.T. !!!

Gleißend rote in drei hochhausgroßen Neonleuchtbustaben an Wände geschrie(b)ene. Riesige Wälle aus Abwehrmechanismen, Ignoranz und gehtmichdochnichtsan. Errichet um aus allen Nähten platzende Egos. Empathie Fehlanzeige.

Die letzte Woche ist mir on-und offline soviel Kackscheiße untergekommen, dass ich sie in Tüten packen+zentnerweise an ihre Absender*innen zurückschicken könnte…eigentlich will ich sie noch viel lieber persönlich Leuten um die Ohren pfeffern, aber mein superriotgRRRlmum cape ist gerade in der Reinigung. Übersät mit Kleinkindschmoddergoodies des ersten überstandenen grippalen Infekts (+4!!! Backenzähnen in a row ). Ein Fest für Mutter und Kind.

Es ist wahrlich viel passiert+noch mehr darüber geredet bzw.geschrieben worden. Weil ich selbst nicht mehr viel Neues beizutragen habe, lediglich die linx zu Themen, die mich bewegt haben. Mit meinen kleinen Portionen Senf dazu :

Zur Debatte um Rassismus in Kinderbüchern sind bei der Mädchenmannschaft viele wichtige  Beiträge (edit 21.1.: Gerade erst entdeckt : Noah Sows Stimme zum Ganzen) zu finden, Bereicherndes dazu auch bei AufZehenspitzen. In der ganzen Diskussion ist u.a. viel von ‚Zensur‘ die Rede gewesen, darauf eine sehr lesenswerte und weiterbildende Replik von Accalmie.

Was mir neben allem schon Gesagten aufstößt ist die erkenntnisresistente Vehemenz mit der von Einigen weiterhin auf das N*Wort bestanden wird. Welche Gründe dafür auch angeführt werden mögen : Es haben doch nun wirklich genug Menschen immer und immer wieder erklärt was hierbei die tatsächliche Crux ist.

Sich trotzdem weiter geifernd zu empören als ginge der Welt das Licht verloren, wenn das N*Wort nach und nach (aus Kinderbüchern) verschwände…aaargh ! Ein anderer Aspekt ist der…während ich die Wahl+Zeit+den Raum hatte über alles nachzudenken und eine Haltung zum Thema zu entwickeln sind rassistische (Alltags-)Erfahrungen unfreiwilliger Teil Lebensrealität mancher Menschen um mich herum. Ich stehe hier auf der Seite der Privilegierten, denn meine stetige Meinungsbildung ist ein Luxus, den sich viele nicht leisten können.  Weil es schon längst verletzt hat im Moment wo es ausgesprochen, aufgeschrieben, weitergetragen wird. Das Mindeste ist doch dann meine Solidarität zu zeigen, in welcher Form auch immer. Ich weiß, dass ich dabei selbst noch viel zu lernen habe. Dann gilt bisweilen schlicht ‚Fresse halten‘ statt noch mehr derailing shit in die Welt zu pflanzen.

Der Preis für sexistisches Vollidiotentum ging diese Woche (mit der Nase weit vorn) an Mr.Christian Ulmen und seine Television gewordene Bratzenidee ‚Who wants to f*ck my girlfriend‚…der shitstorm der daraufhin folgte hat offensichtlich ernsthafte Schäden bei der dahinterstehenden Produktionsfirma hinterlassen…anders kann ich mir nicht erklären, wie selbige glauben konnte Aktivist*innen like Mädchenmannschaft oder Ninia La Grande VOR die Kamera zu bekommen um diesen Schrott, verkleidet als antisexistische Konterkarierung, auch noch zu pushen.

Ebenfalls heftiger Tobak ist das Urteil gegen den 36-jährigen Antifa-Aktivisten Tim H., der 2011 in Dresden mit Anderen gegen den jährlich im Februar stattfindenden Nazi-Aufmarsch protestiert hatte. Er ist letzten Mittwoch zu einem Jahr und 10 Monaten ohne Bewährung verurteilt worden…konkrete Beweise fehlten. Der Verdacht liegt nahe, dass hier gezeigt werden soll was Aktivist*innen im Fall der Fälle blühen kann.

Ein anderer Schock war die (TW sexualisierte Gewalt gegen Kinder) Meldung ein ehemaliges Mitglied der Punkband Vorkriegsjugend betreffend…nicht das es eine Erinnerung gebraucht hätte, dass auch Punk/HC subculture nur ein häßlicher Spiegel der Gesellschaft ist und nicht das paradisische Paralleluniversum frei von -ismen+erhaben über alle Kritik, das manche darin erkennen wollen.

Mit dem unsäglichen Artikel ‚Krieg unter Frauen‘ (sic!) in der aktuellen Ausgabe der EMMA setzt sich Khaos.Kind in diesem post auseinander…danke dafür !

Unfassbar auch die Weigerung zweier katholischer Krankenhäuser in Köln eine junge Frau zu behandeln, die Opfer einer V*rg*w*lt*g*ng geworden war. Als Begründung wurde der ethische Konflikt angegeben, der aus dem Verschreiben der ‚Pille danach‘ resultieren würde.

Als hätte all das nicht schon vollkommen gereicht hat mich vergangenen Freitag das erste Mal eine Suchanfrage auf dieses blog wirklich aus der Bahn geworfen. Ein explizites Ekel-Teil von Satz, der sich jetzt in meine Hirnwindungen eingebrannt hat+an pädophiler Eindeutigkeit nicht misszuverstehen war. Einmal von a bis z getriggert. Mir ist immernoch schlecht.

Ich war darauf nicht vorbereitet. Das hat eingeschlagen wie Hammer auf Pudding.

Mit Trollen tanze ich Pogo, dumme Kommentare zielen hier ins Leere, genereller Sexistensprech ist nichts Neues.

DAS allerdings hat mich woanders erwischt. Bei sexualisierter Gewalt+Verbindung zum Kind ist nur fragiles Gaze zwischen mir und der Welt…nachdem ich mein soziales Netzwerk offline aktiviert hatte (und einen Moment warten musste bis ich alle erreicht hatte) bin ich gleichzeitig damit bei Twitter rausgegangen ( ein ❤ für Hannah+cloudette ! ). Keine gute Idee. Trotz aller Verbundenheit, die ich dort fühle…ich habe mich viel zu verletzlich gemacht. Passiert mir nicht nochmal.

Ein großes Durchatmen mir und euch !!!

Die nächste shitlist wird noch früh genug geschrieben werden müssen.

This Beauty

Ich bin als Mensch verkleidet…und essgestört.

Damit bin ich wahrlich nicht allein: Statistiken sprechen von 5 Millionen Betroffenen allein in Deutschland. Dabei gehe ich von einem MINDESTENS aus. Die Realität, gut getarnt als oberflächlicher und nur zu belächelnder Schönheitseifer, würde mit um einiges höheren Dunkelziffern aufwarten können. Es liegt aber im Wesen der Essstörung, dass wir keine Anzeigen über unseren Zustand schalten. Lediglich im Endstadium ist dann Leugnen kaum mehr möglich. Von Magensäure verätzte Speiseröhren oder Zähne. Vielleicht ein weicher Flaum von Haaren, welcher den ganzen Körper überzieht. Der Blick immer rotgerändert, ein Zittern der Knie bei der leisesten Anstrengung. Kollaps is calling. Der Hass auf das eigene unkontrollierbare Fleisch zu groß, nur noch übertroffen von der Verachtung für all das überquellende Körperfett.

Ich bin seit einer Weile trocken. Habe das Kalorienzählen komplett verlernt. Anstelle des Einteilens von Nahrungsmitteln in zuviel und kaum ist wieder das schlichte ‚Schmeckt mir,lecker,mniam mniam‘ getreten. Davor ein langer steiniger Weg zurück zu mir, Hungrigen. Immer sososo hungrig. Einen fast unstillbaren Appetit auf die Welt und das Leben, der vor allem heranwachsenden Mädchen oft gründlich verdorben wird.

Es geht aber vermeintlich nur um Schönheit oder vielmehr diesen faden einfarbigen Entwurf, der uns als solcher verkauft wird. Einengend genug ist. Kein Platz lässt für Neugierde und Lust und Spaß am eigenen Körper.Wo kämen wir da auch hin, fühlten wir uns alle endlich wohl in diesen Leibern. Die doch nicht uns gehören (sollen) . Viel schlechter verwertbar sind, wenn wir unseren Selbstwert nicht mehr durch Andere definieren lassen, uns ihren Be-und Entwertungen entziehen und nur noch danach gehen, ob wir uns wohl fühlen und was uns dabei hilft und guttut.

Wer also Essstörung sagt, muss auch zweifelhaftes Selbstbild sagen und die Frage erlauben, wer zur Hölle festlegt was Schönheit ausmacht…und was nicht. Jeden Menschen maßregelt oder schlimmer noch ihm Gewalt antut, der ausschert, gängige Vorstellungen über den Haufen wirft, sich nicht der Körpervorgabe entsprechend verhält. Denn der Körper ist Kapital, nicht deines übrigens…sorry,honey !

Mein Uterus trägt vermutlich das Brandzeichen vom Papst und seinen Lebensschützern, vor allem seit meiner 1.Menstruation. Wobei das monatliche Abstoßen von Schleim und Blut möglichst duftarm und unbemerkt in viel beworbener Baumwolle zu passieren hat. Großes Bedauern, wenn mal was überläuft. Auch für PMS gibt es putzige Pillen, frag‘ nur nicht Arzt oder Apotheker nach den Nebenwirkungen. Meine Haut ist rein+weiß+faltenlos, das Haupthaar stets wohlfrisiert. Mit  Brüsten, Geschlecht und Po verdiene ich mir ein Zubrot im mainstreamporn oder auf überdimensionalen Werbebannern, ich weiß nicht so genau, ich verwechsle das manchmal. Ich verstehe natürlich, dass das Entblößen meiner Brust beim Stillen in der Öffentlichkeit dann wieder anstößig ist und sofort geahndet werden muss. Bekommt ja auch keiner Geld dafür. Selbst meine Ausscheidungen duften nach Rosen oder Apfel. Da habe ich die Wahl. Cellulite und Schwangerschaftsstreifen sind übrigens nur Zeichen meines ganz persönlichen Versagens. Du kannst es trotzdem schaffen !

Eine Essstörung, selbst im ausgetrockneten Stadium ist gefährlich. Für Körper und Geist. Manchmal lebensbedrohlich. Ein Schatten der Angst vor dem Raumeinnehmen, der bleibt. Immer dann wieder größer wird, wenn es sich anfühlt als würde die Macht über das eigene Leben schwinden. Wie jemand, den du nicht besonders magst, der dir aber auf jeden Fall und überall hin folgt. Unaufhörlich kommentiert.

Noch gefährlicher sind aber Menschen, die sich in ihren Körpern zuhause fühlen. Sich nicht darum kümmern, ob sie Normen entsprechen oder kategorisierbar sind. Die ihren Raum einnehmen und aufbegehren, wenn das nicht möglich ist. Dann Fragen aufwerfen nach dem Wer/Was, der/das lange genug für sie definiert und zugeschrieben und das Wort schön mit strengen Vorgaben gefüllt hat. ‚Schluss damit‘ brüllen sie dann und sind nicht mehr zu ignorieren.

Ich bin so 1…und ich nerve. Unglaublich. Fühl’mich viel zu wohl in meiner pickeligen Haut und nehme viel zu viel Platz ein und mich endlich wichtiger als all die Kommentatoren um mich herum. Hab‘ aufgehört mich dünne zu machen.

Nun bin ich aber seit über einem Jahr auch Mutter eines schnutzeligen BabysKleinkindes. Habe ich mich vor noch nicht allzu langer Zeit endlich gemütlich bei mir eingerichtet, geht es beim kleinen Wusel gerade los.

Das fängt nicht erst bei Ratschlägerbüchern rund um die Entwicklung des Babys an, die erzählen, welche Dinge es wann zu können hat…und wehe das Kind entspricht den Entwicklungskurven nicht. Norm ist alles, die nächste Generation Humankapital soll schließlich optimiert ins Rennen geschickt werden. Modekataloge für Kleinkinder verwundern dann auch nicht mehr.

Gestern beim Kinderarzt, als das kleine Wusel seine nächste Impfung bekommen hat, ist es mir wieder aufgefallen, was das schon hier und jetzt nah an uns dran für Wellen schlägt. Dieses Gemustert-Werden, dieses Abchecken von der Kopfbedeckung samt restlicher Kleidung bis zum Kind selbst. Das kleine Wusel ist groß für sein Alter und oft wird es viel älter geschätzt. Da passiert es dann oft, dass Menschen von einem mitleidigen ‚Ach,schon so alt und kann noch nicht -bitte einsetzen- ‚ zu ‚ hüstel…da ist es aber schon schon früh dran, nett nett ‚…häh? Arggh! Ich vergleiche auch, finde das auch nicht weiter problematisch…weil es wirklich spannend ist, was andere Kids im selben Alter so machen. Aber was da passiert ist das : Es wird bewertet, eingeteilt und dann ist es zum Konkurrieren oft nur noch ein Katzensprung.

Soviel könnte ich mich gar nicht mehr übergeben, wie ich das zum Kotzen finde.

Wir reden hier schließlich von einem Mensch, ein kleiner Mensch noch zwar, eingeschränkt in seiner Willensäußerung und doch verdammt nochmal auch mit eigener Würde und dem Recht auf Unversehrtheit. Für die ich aber nicht für immer 100 % garantieren kann, fürchte ich manchmal. Trotzdem alles in meiner Macht Stehende dafür tun werde. Auf dass das kleine Wusel zwar um seinen Selbstwert nicht aber um seine etwaige Verwertbarkeit wissen wird und sich in seinem Körper wohlfühlt, egal ob DinA gemäß oder nicht.

Darin groß und stark und mutig genug wird um allen, die die Regeln des freien Marktes schon auf (ihre eigenen) Kinder anwenden seinen kleinen Stinkefinger zeigen zu können. Essstörungen soll es dabei nur vom HörenSagen und vielleicht noch dem blog seiner Mutter kennen :)…oder um mit den Worten von Beth Ditto (<3 ❤ <3) zu sprechen:

‚Lasst euch von euren Ideen in die Welt hinaustragen, in ein geniales, durchgeknalltes und aufregendes Leben. Den Stimmen in eurem Kopf und den Leuten, die euch kleinhalten wollen – sagt ihnen, dass sie sich verpissen sollen. Ihr seid perfekt, so wie ihr seid. Außer der Welt müsst ihr nichts verändern. Also fangt damit an. ‚

Ramuma

1 Jahr zuvor :

Ich versuche zum 3. Mal eine ganz bestimmte Folge Grey’s Anatomy anzusehen – Mutter + Kind sind darin wohlauf nach kompliziertestem Geburtsverlauf . Da überrollt mich plötzlich eine ordentliche Schmerzwelle of Kontraktionen, mir bleibt die Luft weg und für Zweifel kein Platz mehr : DAS waren zum ersten Mal richtige Wehen (O-Ton meiner lieben Hebamme : Wehen kommt doch auch von wehtun, harharhar. Sehr witzig. Mmpf. )…ich „veratme“ ( lautmalerischer Euphemismus für auuuaaaaaaahhhh ) alles + belle dann meine Mutter und das andere Elter des kleinen Wusels in 3 Sprachen an, dass es nun LOSGINGE.

Das Taxi wird geordert, die diensthabenden Hebammen informiert. Gleich zweimal…denn erst: „Klar,in 2 Stunden Treffen reicht völlig , die Wehen kommen in 9 Min Abständen, alles wunderbar. Nach weiteren 40 Min aber : „Neeeeeeeein..die Wehen kommen jetzt in 3,4 Min Abständen+es tut echt weeeeeeeehhhhhhhhhhhhhhhhhhh“ !!! Ich denke voll nackter Angstleicht besorgt ‚Ach du Schei**,wenn das JETZT schon so schmerzt,was soll denn das noch werden…zumal wahrscheinlich stundenlang‘. Später ergibt alles Sinn, da ich in 2 Stunden und zehn Minuten mit Gebären durch sein werde. Was ich aber in diesem Moment noch nicht wissen kann.
Die Taxifahrt ist typisch X-Berg und unterbrochen von viel ahhhhhhhhhhhh+uhhhhhhhhhhhh ergibt sich in den nä 7Min (gefühlt eher 7 h ) folgender Dialog :
aMv:  „Ja,hallo…ich krieg’jetzt ein Kind, aber nicht in ihrem Taxi. Versprochen. “
Taxifahrer: „Ja,ähh…öhh…na dann…Glück auf oder wie sagt man ?!? “
aMv:  „…und wenn ich ab+an mal brülle,machen sie sich keinen Kopf, das muss so, das sind nur die Wehen. “
Taxifahrer: Ahhja…ähh…Ich fahr dann mal los, oooook?
Er fährt dann recht flott+ich merke zwischendurch, dass er sich WIRKLICH Mühe gibt, nicht JEDES Schlagloch mitzunehmen. Eins könnte seinen Bleifuß als durchaus panisch bezeichnen und die Töne, die er beim Fahren von sich gibt bündeln sich zusammen mit meinem anschwellenden Stöhnen und den unterdrückten Glucksern vom anderen Elter zu einer grandiosen Kakophonie.
An der Eingangstür des Geburtshauses öffnet uns eine Schwangere, die bei meinem Anblick ganz blass wird ( die nächste Welle Wehen stürmt heran + irgendein Kurs ist noch im Gange)…es steht ihr ins Gesicht geschrieben, dass ich ihr gerade unheimlich Lust auf die Geburt mache.
Ich schaffe es noch aus den Armen von Hebamme 1 (sie wird später erzählen, dass sie bis zum Kerzen anzünden gekommen sei bevor wir Sturm klingeln) auf das Bett niederzusinken und befreie mich mit ihrer Hilfe von Beinkleid und Hemmungen. Die gesamte Eröffnungsphase habe ich offenbar schon zuhause beziehungsweise im Taxi verrichtet, so können wir direkt starten. Uaahhhhh !!!
Meine Mutter (die leider laufen musste) legt eine Strecke für die sie normalerweise eine gute halbe Stunde braucht, dieses eine Mal in rekordverdächtigen 15 Minuten zurück. Sie kommt just in dem Moment dazu in dem ich mit meinem Schreien neue olympische Höhen erreiche. Ich breche währenddessen fast den Arm vom anderen Elter, aber er ist ein wahrer Begleiterheld und zuckt nicht mal mit der Wimper. Meine Mutter leuchtet schnell leicht grünlich im Gesicht und weint. Zumindest erinnere ich das so, aber ich war mitunter a kind of abgelenkt, also keine Gewähr . Es ist aber ganz sicher ein hartes Brot das eigene Kind so in Pein gekrümmt zu sehen.

Die Schreie dringen wohl bis weit nach Draußen, denn Hebamme 2, die später noch dazukommt, lässt ihr Auto einfach im Halteverbot stehen + eilt zu uns.
Nun wird die Erinnerung etwas nebulös, nur noch Schichten von laut tösenden Schmerzen durch die ich mich durcharbeiten muss + klitzekleine Pausen,in denen mir die Haare aus dem Gesicht gestrichen werden und ich trinke wie eine Verdurstende bevor ich in den nächsten Schmerz taumel.
Hebamme 1 macht mich darauf aufmerksam, dass die Fruchtblase noch intakt sei und ich kann zwischen meinen Beinen etwas ertasten,dass sich wie ein prall mit Wasser gefüllter Luftballon anfühlt und da drinnen bereits den kleinen Kopf.
Mit den nächsten drei vier Wehen ( bei denen ich das Gefühl habe,dass ich auseinandergerissen werde und etwas in mir für immer kaputtgegangen sein muss) kommt das kleine Wusel samt Glückshaube in die Welt …auf den Tönen von Alina Orlovas  ‚ Ramuma ‚ .

Dann ist da nur noch überwältigendes worteundjedensonstigensinnsprengendes Wahnsinnsgefühl von GlücklichSein + schwerster erdiger Erschöpfung. Ich entledige mich meiner schwitzigen Sachen und liege Haut an Haut mit meinem Baby,welches kleinzartundschönschmodderig auf meiner Brust liegt,unglaublich drollige Töne ausspuckt + überhaupt nicht schreit,ja nicht im Geringsten verschreckt scheint. Die Hebammen machen dafür die Fruchtblase verantwortlich, die bis zum Schluss wie ein Puffer gewirkt haben soll.
Nach insgesamt 5 Stunden sind wir wieder zuhause+ ich schlafe 3 TAge kaum…so hormonüberdosiertseeligverpeilt bin ich.

Wir werden die nächsten Wochen alle Zeit der Welt haben uns kennenzulernen.Wir sind pulsierende Lebendigkeit. Ein monumentaler Moment, den ich tief in inneren Stein meißel und mit lachendweinender KomplettErfasstheit verziere. Jetzt. Hier. Danke.

Witamy,kleines Wusel…herzlich willkommen.

Whatever happened to the sisterhood*?

( Triggerwarnung: sexistischer+rassistischer Kackmist inklusive! )

Es kracht mächtig im Gebälk der Herrschenden, jenes mit weiß-cismännlichem Anstrich…viele Menschen geben sich nicht länger mit dem zufrieden was Ihnen gerade noch so zugestanden wird, wenn überhaupt.

Sie kämpfen für ihre Rechte, nehmen ihre größte Angst + lauteste Wut und verwandeln es in etwas von immenser positiver Sprengkraft, brechen das isolierende Schweigen und bearbeiten mit vereinten Kräften von unten was bis nach oben ab + eingerissen gehört…damit Platz für Neues entstehen kann.

So weit, so notwendig.

Mir geht es diesmal aber nicht nur um den wenig überraschenden Widerstand dazu aus patriarchalen Reihen. Wer gibt schon gerne FREIWILLIG Macht ab oder teilt diese? Als aktuelles Beispiel einfach mal die Kommentare dieses Artikels lesen…und was sind Maskulisten eigentlich für eine gruselige Spezies???

Ich kratze an der Stelle, wo es mich immer besonders schmerzt…denn meiner Erfahrung nach sind es leider oft Frauen, die eine tatsächliche Gleichberechtigung sabotieren, weil der Sinn von Feminismus immer wieder in Frage gestellt wird, eigene Privilegien nicht mitgedacht und reflektiert werden, schlicht der Kampf für erledigt erklärt oder auf Nebenschauplätze verschoben wird.

Es tut mir weh und ich fühle mich nirgends härter getroffen als wenn mir – ob nun ganz persönlich in meinem täglichen Erleben oder auf weiteren Ebenen, z. B. bei politische Entscheidungen mit nachhallenden Auswirkungen, die uns alle betreffen – eine Frau*unerwarteterweise in den Rücken fällt…und wenn es ich selbst bin.

Ich habe KEINE Antwort darauf, wie ich damit sinnvoll umgehen kann, nur jeden Tag unzählige neue Fragezeichen…

Für mich war sisterhood* immer der einzige Weg, Solidarität tatsächlich eine scharfe wirksame Waffe und nicht nur leere abgenutzte Worthülse. Ich versuche etwaige Kritik konstruktiv zu üben, weniger wie Bascha Mika (die in ihrem Buch zwar durchaus wichtige Fragen aufwirft,aber mit ihrem Mütterbashing nervt!) und mehr wie gutefeindinnen auf ihrem blog .

Es ist nicht neu, dass Feminismus für viele Frauen ein Schimpfwort ist, ein anderes Wort für Männertrademarkfeindlichkeit und Synonym für ‚angestrengtes uncooles Politisch-Korrekt-Sein‘. Kannste behalten,die alten Hüte…die setz’ich mir schon lange nicht mehr auf.

Auch die verkrusteten Strukturen in denen ich festklebe und die verblichenen Rollenbilder, die mir allerorts demonstrativ entgegengehalten werden sind nur ‚kleine‘ Hürden im Vergleich zu dem was mir wirklich auf die Füße fällt, mich bleischwer an die Wand der Tatsachen nagelt.

Es ist der stetige Verrat…

wenn eine Bekannte mal wieder am lautesten über sexistische Kackscheiße lacht und mir empfiehlt, doch endlich mal alles ein bißchen lockerer zu nehmen, es wäre doch schließlich nur Spaß und cool und sich dabei unglaublich subversiv vorkommt…

wenn eine Freundin in einer kleinen Gruppe mit anderen Müttern plaudernd schief angeguckt wird weil sie nicht mit in den Chor einstimmen will, der den abwesenden Partnern applaudiert + sie abfeiert für etwas was ich als deren verdammten ANTEIL an der Fürsorge für’s Kind ansehe…

wenn in einem vermeintlich sicheren Raum rassistischer Bockmist passiert, so wie auf der gestrigen Geburtstagsparty der Mädchenmannschaft, hier und  hier nachzulesen und verzapft von Frauen*der Berliner Sl*twalk-Orga (die Kritik selbiger ist lang, wurde noch von späteren Ereignissen aufs Übelste übertroffen + hat außer Abwehrmechanismen in Endlosschleife nichts zu sagen)…

wenn Kristina ‚Freundin‘ Schröder ihren Arbeitsauftrag mal wieder ad absurdum führt, aktuellester Klops anbei…

wenn ich nach 5 allein verbrachten Zahnungsnächten des kleinen Wusels nicht auf meine kindfreie Pause bestehe sondern so tue als wuppe ich das alles mit dem kleinen Finger an der linken Hand.

Was zur Hölle passiert dann ?

„…“

Ich ringe um Menschlichkeit, deine und meine…ich lache und weine, ich fighte und gebe auf, ich schreie und mache mich leise aus dem Staub, ich laufe los und bleibe sitzen…es kostet vielvielviel Kraft, die ich dann oft nicht mehr übrig habe für all die kleinen Großartigkeiten meines scheußlichschönen Lebens.

Kein Wunder also, dass ich mich ausgebrannt fühle,verletzt bin, nach Luft schnappe…und ich weiß, ich bin nicht allein damit…aber gerade dann und deswegen ist doch die gegenseitige Unterstützung, der support, das MITFÜHLEN, das SichBewusstMachen, das ZUHÖREN, das den MundAufmachenWoAnderenDieWorteFehlen, das MitanpackenWoAndereKeineKraftMehrHaben, schlicht Solidarność wichtiger als je zuvor…also frage ich mich:

Whatever happened to the sisterhood?