For Want Of

Mir geht die Puste aus und doch ist keine Zeit zum Ausruhen.

Muss funktionieren, immer immer weiter funktionieren.

Wie ein Roboter marschiere ich durch mein Leben und rechts und links fallen metallisch glänzende Stücken von mir herunter. Scheppern nochmal bevor sie auf dem Boden landen und ich bin wieder weniger geworden.

P_A_U_S_E.

Ich versuche mir wirklich zu helfen.

Durchzuatmen. Mich wiederzufinden und neu zusammenzusetzen.  Aber es ist kaum möglich. Zuviel Muss, zu wenig Kann.

 

Ich bin so erschöpft, so müde, so klitzeklein…ich verschwinde tröpfchenweise hinter dem, was das Leben von mir fordert.

Perle einfach ab an dem, was sich als knallharte Realität entpuppt. Die mir gefühlt jede Woche mit einer anderen Unwägbarkeit ins Gesicht schlägt.

Nicht dass ich vorher soviel Raum zum Träumen gehabt hätte.

 

Diese Woche hinterließ die Tatsache, dass ich kein Bafög mehr bekommen werde eine tiefe Schneise aus säurigen Sorgen…die Pflicht zum Leistungsnachweis im fünften Fachsemester hat mich eiskalt erwischt.Verdrängung ist sonst keine meiner Optionen, in diesem Fall kam sie trotzdem zu Anwendung. Ich hatte es weit hinten im Kopf eingeschlossen, das Wissen dass ich nicht mal annähernd genug Scheine gemacht habe.

Ironischerweise in der Schwangerschaft noch die meisten (und deswegen kommt der Nachteilsausgleich bei mir nicht zum Tragen, die Schwangerschaft bzw. das Kind muss ursächlich sein damit eine mögliche Vertagung auf beispielsweise NACH dem Fünften FS möglich ist ).

Der Eindruck, dass es nur mir so geht. Alle anderen studierenden Eltern (auch die alleinerziehenden) ihre Sachen ganz wunderbar auf die Reihe bekommen, natürlich auch mal gestresst und groggy sind aber alles in allem…

Ich merke, wie mir schlecht wird beim Gedanken an die Zukunft.

Es ist bereits eine harte Kür, wenn du immer diejenige bist die kein Geld hat. Für reader und Skripte, fürs Mensaessen, die Reparatur des Druckers, fürs Feierabendbier mit Freund*innen. Einladungen trotzdem meistens ausschlägst aus Scham und Stolz.

Wenn da noch ein kleiner Mensch dranhängt wird die Angst zum Flächenbrand. Du hast zwei höchstens drei Wimpernschläge Zeit zuzusehen wie all deine Zuversicht, dein Vertrauen in dich selbst und dass was du kannst sich in Rauch auflösen. Du dich so dermaßen unfähig und von der Verantwortung in Grund und Boden gedrückt fühlst. Weil es eben nicht mehr nur um dich geht.

Die Propaganda, dass wer hier in diesem System nicht mitziehen kann selbst schuld ist…ich enttarne sie bei Anderen und bin solidarisch während sie sich bei mir selbst immer tiefer festschraubt.

Ich habe dieses blog angefangen, weil ich teilen wollte was Hasenherzen lachend sprengt, was Glitzer auf Betongedanken streut und sie damit gleich weniger sperrig aussehen lässt. Ich wollte hochleben lassen, was an Orten noch LiebWarmWeiches zu blühen beginnt an denen eigentlich kein Mensch mehr sein will – wegen der immensen Verletzungsgefahr.

Ich wollte das Kind feiern und da gäbe es wahrlich genug…dieses kleine große Wesen dem ich einige der wichtigsten Lektionen übers Menschsein verdanke. Das so authentisch und bei sich ist, dass es den Spot überall dahinlenkt wo du es nicht bist.

Stattdessen soviel Schmerz…dünnhäutige Zuständigkeiten, die sich immer öfter wie selbstmitleidiges Gejammer anhören für mich. Danach Endstation Bitternis. Die wächst schnell wenn die Wut nicht heilen darf.

Ich bin ein tief in der Kehle steckender Schrei.

Existenzangst wickelt sich um alles. Stress fräst sich durch meine Magengrube und verursacht Nervenzittern.

Dabei trotzdem diese großen Flicken Schönes, die alles zusammenhalten. Weiterbringende Seminare, meine Freund_innen (alte und neue) , meine Mum, die das Kind hütet während ich in den Zug steige und in die Stadt an der Grenze fahre um dort meine Gedanken zu schärfen wie Messer.

Mit denen ich dann vermeintlich Selbstverständliches zerlegen kann.

Aber auch dort…die Anforderungen sind enorm. Fristen, Fakten, Funktionieren. Wieder und weiter.

Bald noch viel mehr, weil mir in der ohnehin winzigen verbleibenden Zeit nichts übrig bleibt als noch mehr zu arbeiten. Lohnträchtig versteht sich. Ich kann ihnen nur selten den Mund verbieten, den Stimmen in mir die ‚So ist das Leben eben, komm mal klar‘ brüllen.

Zudem partiell kränkelnde manchmal schon ernsthaft erkrankte Kommunikation mit dem Kindsvater…monatelang alles befriedet, was jetzt wieder aufplatzt.

Aussicht auf Heilung ungewiss.

Soviel Wollen und so wenig Können.

Aktzeptieren müssen, dass ich es nicht in der Hand habe wie andere mit sich und ihrer Welt umgehen. Sich selbst bisweilen im Weg stehen.  An mir stoßen und sich auf ihren Baustellen verlaufen. Mich dafür verantwortlich machen (wollen). Hassen, dass ich spiegele was unwiederbringlich kaputtgegangen ist.

Als hätte ich nicht genug mit MEINEN Kaputtheiten zu tun.

Ergibt blutige frische Schrammen über gerade verheilten Wunden.

Dann diese Idee mit liebgewordenen onlineMenschen zu verreisen. Wie eine kühle Brise auf verbrannter Haut.

Paradies: Traum.

Wünsche mich weg und weiß gar nicht wohin.

Aus Mangel an.

(Selbst)Sabotage

Ich schaffe es nicht, dieses Leben.

Es schafft mich.

Ich rennerennerenne mir selbst und meinem riesigen Anspruch nach und am Ende (ent)stehen große Erschöpfung und noch größere Löcher im Nervenkostüm.

Ich studiere wieder, die Betreuungssituation fürs Kind ist schwierig und meine Energien begrenzt.

Ja.

Die Ursachen liegen dennoch tiefer und sind so vielschichtig, dass ich sie nur langsam und oft unter großen Erkenntnisschmerzen freilegen kann.

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Das Außen:

Da sind natürlich zuallererst die Zustände, die es schwierig machen das Leben frei zu gestalten.

Darum geht es mir hier und heute aber nicht.

Auch wenn ich mich selbst nicht gern so sehe…ich mache mir (immer noch) viel zu viele Gedanken darüber, wie das, was ich tue/sage/schreibe ‚draußen‘ ankommt.

Nicht bei denen, die ohnehin nicht zu mehr in der Lage sind als  destruktiven *istischen Müll in die Welt hinauszutragen. Wer nicht mal ein bißchen eigene Positionen reflektieren oder Privilegien hinterfragen kann hat sich bei mir für einen Austausch disqualifiziert.

Nein.

Wer mich wirklich zu treffen vermag sind all die Leute, die ich off-und online großartig finde und anhängend das was sie tun/sagen/schreiben.

Ihre Meinung ist mir wichtig und somit ihr Einfluss auf mich nicht zu unterschätzen. Wenn wir uns missverstehen, Konflikte stattfinden, wir aneinander- und Gemeinsamenkeiten aus dem Fokus geraten, kann mich das schon mal so beschäftigen dass ich mich selbst dabei aus den Augen verliere. Was keinem Menschen etwas bringt, mich aber unendlich viel Kraft kostet.

Um mich genügend abzugrenzen und wiederzufinden fehlen mir bisweilen Raum und Zeit.

Zudem wünsche ich mir online oft einen Ort, an dem ich mich zusammen mit Anderen auch über immer wieder kehrende Fragen, Unsicherheiten, das Scheitern und Versagen in netzpolitischen feministischen Diskursen austauschen kann. Ohne Angst vor künstlichem B ( aka Beurteilung, Bewertung usw.) .

Worüber ich auch immer wieder stolpere ist die Unverträglichkeit politischer Arbeit mit dem Elter-Sein. Kürzlich zum ersten Mai , während vor meiner Haustür Menschen ‚ Die Häuser denen, die drin wohnen ‚ brüllten habe ich dem Kind den Rotz aus dem Gesicht gewischt und es ins Bett gebracht.

Gefühlte Lebensferne, die viele politische Kämpfe für mich haben, wenn sie doch nur in hübsch klingenden wortreichen Theorien stecken bleiben ( eine der raren Ausnahmen zum Beispiel this ) meets Für-Mich-Nicht-In-Frage-Kommende-Uhrzeiten von Treffen, workshops , Demos etc. samt anschließenden Diskussionen. Dort angebotene Kinderbetreuung ist die Ausnahme oder schlicht nicht vorgesehen. Ich weiß, dass das trotzdem machbar ist und bitte kommt  mir jetzt nicht mit ‚ ist alles eine Frage der Organisation oder ‚wenn du wirklich willst‘ blabla. Alles schon 1000mal gehört. Danke für nichts. Mir geht es um eine Änderung des status quo, nicht um eine Kritik meines Beitrages zu allem. Das mache ich schon genug, keine Sorge.

Ich will auch nicht meine Gallegehtmirüberwut leugnen, wenn sich z.B. von den Eltern gesponserte profilierungssüchtige Großmaullinke neben mir auf dem Plenum über Gentrifzierung aufregen und dann in ihre luxuriös ausgestatteten loftigen SuperWGs gehen während die Ein-Raum-Wohnung, die ich mit dem Kind bewohne langsam zu eng wird. Ich bin schon öfter in dieses Gefälle persönlicher Betroffenheiten gestürzt. Es ist einem Zusammenkommen nicht unbedingt förderlich, wenn ich Anwesenden ihre Doppelmoral vor die in vegetarian shoes steckenden Füße kotzen muss.

Das Innen :

Ich feiere mit großer Freude und noch mehr Enthusiasmus, was mir gefällt und mich weiterbringt/zum Nachdenken anregt/oft einfach ereilt und sprachlos glücklich zurücklässt. Ich bin der ausdrücklichen Meinung, dass ich das gar nicht oft genug hochleben lassen kann. Als Gegenmaßnahme zu den (partiellen !) mistigen Gegebenheiten in dieser ulkigen Welt. Ich stanze innerlich Schönmomente ein, fertige Großaufnahmen davon an und hänge alles auf.

Daneben dann meine Selbstbilder und vor allem in letzter Zeit wirke ich auf diesen klein und blass und manchmal vergesse ich völlig, wie groß ich doch schon bin und stark und wach und schön und wunderbar…

Erst kürzlich enttarnt habe ich dabei auch etwas, was ich hier die erweiterte Selbstsabotage (Danke an N. für dieses treffende Wort ) nennen möchte:

Bücher nicht rechtzeitig in die Bibliothek zurückbringen, ein fettes Bußgeld dafür kassieren; es nicht schaffen den Studi-Ausweis nachzureichen, um bloß 7 statt 40 Euro zu zahlen nach einem ohneTicketerwischtwerden in der U-Bahn (alles vorm Hintergrund großer Geldsorgen); sich mit Leuten treffen, die immer nur von sich erzählen, obwohl ich es besser weiß, dafür den Leuten, dir mir guttun absagen ( Hallo hallo A+M+J+F+K…ich lieb’euch ! ); Dinge solange nicht erledigen, bis ich sie nur noch unter großen Druck und mit viel Stress umsetzen kann ; …

Einzeln betrachtet vielleicht nicht hochproblematisch jedoch in der Summe völlig kontra und kraftgeldzeitnervenraubend. Von allem habe ich ohnehin schon viel zu wenig.

Mehr Sabotage an Strukturen, die Kackzustände ermöglichen und weniger an mir selbst.

Ein Bewusstwerden und Benennen, wo ich mir dabei selbst im Weg stehe ist vielleicht ein Anfang:)…

In diesem Sinne :