Walk a Mile

Eine hochgezogene Augenbraue.

Ein maßregelnder Blick.

Ein scheinbar konstruktiver Kommentar als Tarnung für ‚ Du machst da was falsch, guck‘ her, ich kann das besser ‚ .

In dem Gespräch mit der anderen Mutter* beim Arzt, auf dem kalten Spielplatz, in der lauten Krabbelgruppe, in langen Schlangen im Supermarkt, in der ausschweifenden Diskussion online in Foren und auf blogs…

Dieses Battlen.

Großes gegenseitiges Be – und oft auf den Fuß folgendes VERurteilen jeweiliger Lösungen elternrelevanter Themen.

Ich habe es satt. PAPPENSATT !

Jedwede Solidarität fahren lassen , sobald es (vermeintlich) um das/die eigene/n Kind/er geht.

Merkst du was ?

MUTTERschaft (ja bewusst sage ich nicht Elternschaft) ist DIE letzte Bastion des Patriarchats.

Du findest, du bist eine emanzipierte Person, die Sexismus natürlich betrüblich findet und auch wirklich nicht mehr in vergilbten Vorstellungen von Geschlechterrollen weiterleben will ?

Warum fällt es dir dann so verdammt schwer, andere Mütter in ihren individuellen Entscheidungen zu respektieren und sie machen zu lassen, was sie für richtig halten ? Nur DANN etwas zu sagen , wenn du um deine Meinung gebeten wurdest ?

Ich meine dabei ausdrücklich NICHT das vergleichende Gegenüberstellen verschiedener Lebensentwürfe, dieses Ausloten von wostehstdu und wosteheich – ein Miteinander agieren auf Augenhöhe, voneinander lernen. Das ist, was ich mir wünsche und mehr als wichtig, wenn wir vorankommen wollen.

Ich rede von diesem kriegerischen Wettbewerb, verurteilender Eifer in vielen tausend Forengefechten. Als gälte es immernoch ein Mutterkreuz zu gewinnen.

Ein Krieg, bei dem es NICHTS zu gewinnen gibt, aber du dich selbst vielleicht verloren hast am Ende. Deinen Teil dazu beiträgst, dass menschenverachtende Struktur erhalten bleibt. Die Mutter als alles verbindendes Scharnier zum Systemerhalt.

Zum Wohle der Kinder, im Namen der Liebe.

Wir kämpfen an der Körperfront um das Recht auf Selbstbestimmung. Wir kämpfen darum lieben zu können, wen wir wollen. Wir kämpfen um gleichen Lohn und gegen Vorurteile.

Wir kämpfenkämpfenkämpfen.

Aber dieser eine spezielle Kampf…ist der subtilste. Kaum zu enttarnen, weil zutiefst verinnerlicht.

Wo wären wir angreifbarer als bei unseren Kindern und der Frage, wie wir mit ihnen umgehen. Wo lauert mehr Unsicherheit und wo kochen die Emotionen schneller über…

Es gibt einen Grund, warum es nur in der deutschen Sprache ein Wort wie Rabenmutter gibt.

Bitte warte einen Augenblick…ich will dich nicht angreifen.

Setz’dich zu mir und erzähl’mir deine Geschichte. Hör’dir meine an. Wir machen das alles aus Gründen. Wichtig ist nicht, dass du es vielleicht anders machst sondern ob es dir gut dabei geht. Du glücklich bist. Dein Kind ist es dann auch. Egal, ob es seine Milch aus der Brust oder der Flasche bekommt. Es in einem Familienbett oder seinem eigenem Zimmer schläft. Es Fleisch bekommt oder Seitan. Es Spielzeug aus Holz oder Plaste hat.  Wohliges Lachen ist die Antwort…und nicht dass du die Supermutti an allen Fronten sein musst.

Lass uns die Schuhe tauschen (auch wenn sie vielleicht nicht richtig passen mögen ) und dann ein wenig darin laufen.

P.S. : Wo hierbei die Väter* sind ? Gute Frage. Sag du es mir.

P.P.S.: Warum hier gar nicht erst die Rede von Familien fernab von MutterVaterKind  ist ? Weil die Probleme in gelebten (queerfeminist) Elternativen nochmal eine ganze andere Nummer darstellen und einen eigenen post haben sollten…

Magic Monday

Es gibt so Tage…die tanzen Pogo mit deinen Nerven.

Nerven, wo denn ? Hab‘ ich bei Aldi liegenlassen. Zu einem Zeitpunkt aus dem Tiefschlaf gerissen werden, der gegen sämtliche Menschenrechtskonventionen verstößt. Überhaupt Tiefschlaf. War nochmal was genau ?!? Eine Freundin von mir kennt eine, die von einem gelesen hat der schon mal gaaanz tiiief und laaange geschlafen hat. MIT Baby oder Kleinkind, krasser shice ! Eher TOTAL unglaubwürdig, wenn du mich fragst. Tust du aber nicht, stimmt’s ? ! Das Kind zahnt oder hat Bauchweh, ist zu früh erwacht und jetzt maulig, will trinken, nee doch nicht, lass den Becher hier, mee geh weg mit dem flüssigen Zeug, ich will lieber kuscheln, neeeieeeen…doch…ach…wieso heul ich nochmal ???.

 

Du hebst deinen müden Körper im -bittetiereinsetzendasnochlangsameralseineschneckeist -Tempo aus dem Bett – Bett, oh du heilige Stätte des geruhsamen Verweilens – . Die so einladend mit noch warmen Kissen und Decken lockt und sanft ‚ Komm zurüüüüück ‚ wispert…leider just in diesem Augenblick lauthals übertönt von diesem wunderbaren ‚Krähhhh, meeeeee, buhuhuuu…Mama…dinkn…dinkn alle…Mama Deddy…Mama…MAAMAAAA !‘

Das Kind grundversorgen…auf dem Weg zur Toilette 4mal umdrehen, weil …was wollte ich nochmal sagen/ machen/ holen ? Wer ist ICH denn eigentlich ? Ach du, die_der du dich im Dunkeln gerade gestoßen hat, weil du die 666 evil herumliegenden Bauklötzer elegant überspringen wolltest.

Dann frühstücken…am Ende nur das Kind. Ich schaffe es immerhin mir 2Liter Kaffee zu genehmigen, intravenös versteht sich – Kaffee, oh Kaffeee… du bist so wuunderbar, Kaffeeeeeeee!!!- . Die 3Tage alte Zeitung lesen (wollen)…wo ein Wille ist ist auch ein Weg ?!? Selbstverständlich. Auf diesem Weg hockt ein Kleinkind und brüllt als ob sein letztes Stündlein geschlagen hätte. Teller werden da demonstrativ weggerückt und ja…ich gestehe: ICH esse die Reste vom Kind. Well, ich würde jetzt auch gern lieber 2 Pfund Schokolade mampfen oder 5 Stunden leckerst brunchen…aber…wo waren wir stehengebliebn ?….die Reste werden sonst als Verschönerungsmaßnahme des Küchenbodens eingesetzt. Fügen sich allerdings auch richtig gut in den Pastateppich vom Tag zuvor.

Wir spielen, wir tanzen, wir singen…in meinen Träumen. Tatsächlich tun wir nicht mehr als etwas suchen was die Aufmerksamkeit länger als 3 Sekunden fesselt. Die des Kindes versteht sich. ICH habe keine Konzentrationsproblem…mee…grrrnn…twitterfacebooktralala…was hast du gefragt ?

Rausgehen. Frische Luft ist wichtig. Für wen eigentlich ? Ich brauche die nicht…und für das Kind reichen auch Mütze auf und weit auf das Fenster…und überhaupt…DIESES mit Autoabgasen und dogshit gewürzte Stoffgemisch…nee, schon klar. So frisch wie ich in weiter oben beschriebenen Morgenstunden. Es ist viel zu kalt und der Winter – pfff, Winter…das ist kein Winter, das ist die nassgraue Apokalypse zu der die Stadt Fresse zieht – hat eine*n Feind*in mehr.

In der U-Bahn stehen und sich fragen, ob die Unterhose frisch war, die da morgens als erstes irgendwo rausgegriffen wurde. Wann habe ich mir eigentlich das letzte Mal die Haare gewaschen…Mütze, oh Mütze…du bist mein Freund ! Beim Versuch eine von 134 nötigen SMS an Freund*innen zu schreiben unglücklich scheitern weil Kind den ganzen Wagen in Verzückung versetzt ob extremer Niedlich-und Zauberhaftigkeit. Ja, nein…soundso alt, hat der mich gerade gefragt ob ich noch stille, soooooo süüüüüüüßßß…urarrrggggh, mein Gesicht gefriert zur Faust.

Erst am frühen Abend feststellen, dass ich die Jeans angezogen habe, die große Flecken irgendwas aufweisen. Kind knutscht mich allerliebst…leider hat es mich just in diesem Augenblick mit einer Erkältung angesteckt, die es selbst quasi unbemerkt weggesteckt hat. Wie ich 4, 5 Tage später noch feststellen werde.

Ich bin genervtgestresstjustexhausted und bekomme alles 1:1 wiedergespiegelt. Mein sonst so entspanntes Kind knörgeltwettert nenenenanananeeeeeieeeen…das hast du nun davon. Den Feierabend herbeisehnen für uns Beide…und gleichzeitig wissen, dass es noch gefühlte Jahre bis dahin sind.

Dass Abendbrot und Einschlafen sich dann in ein stundenlanges Ziehen um alles verwandelt…auch keine Überraschung mehr.

Das Kind bellt zum Abschied nochmal freundlich, schön . In Hirnwindungen festgetackerte, zu Ohrwürmern gewordene Einschlaflieder vor mich hin summend schlafe ich mit dem Kopf vor der Tastatur ein.

Solche Tage sind of course die absolute Ausnahme und passieren auch niemalsnicht hier…bei uns ist immer nur Rock’n’Roll Freitag oder Ausspannsonntach…nur, dass wir uns nicht missverstehen.

Ich habe mir lediglich versucht vorzustellen, ganz und gar eingelullt von all der Harmonie und dem rosablauen Glück, wie es so wäre wenn nicht…

 

P.S. : Wer die Referenz an eine meiner Lieblinxbloggerinnen findet, bekommt eine Tasse starken von mir persönlich kredenzten verwöhnaromafreien Kaffee gekocht 😉 !