A Constant Fight

Der folgende Text ist zuallererst als Gedankenergänzung, ein maybe bereicherndes Serum zur grundsätzlichen Diskussion um Reproduktionsarbeit gedacht, welche von eulenbacke, glücklich scheitern und feministmum in Gang gebracht worden ist.

Ich will den Scheinwerfer hauptsächlich darauf richten, was in meinen Augen strukturell völlig schiefhängt…so schief, dass ich mir die letzten Monate ständig den Kopf daran blutig gestoßen und den Mund in Gesprächen mit Freund*innen fusselig geredet habe.

Die Frage nach der Wertschätzung ist für mich dabei eine der zentralen, denn das Übersehen, das nicht Wahrnehmen-Wollen, was da tatsächlich geleistet wird hat SYSTEM! Ob das dann Arbeit genannt wird oder nicht hängt vor allem von der eigenen Einstellung zum Thema ab…denn natürlich ist es Arbeit, was auch sonst ?!?

Was hier aufzustoßen scheint ist das: Wie können Frauen etwas als Arbeit bezeichnen was doch eigentlich schon von jeher ‚ihre Pflicht‘ gewesen ist und ’nun mal dazugehört‘ wenn sie sich auf das Abenteuer Kind eingelassen haben ?!? Jahrhundertelang wurde ihnen eingeredet, dass es das ist was sie am besten können (sollten), was im Privaten vollzogen wird und mit ‚echter‘ sprich bezahlter Arbeit#1 NICHTS zutun hat…verwundert es dann, dass schon allein das reclaimen des Arbeitsbegriffes für Aufruhr sorgt? Das Menschen mit und ohne Kinder sich entrüsten wenn das ‚Sichumdiekinderundhausundhofkümmern‘ mit Lohnarbeit verglichen wird?

Wo kämen wir auch hin, wenn wir das, was da zuhause getan wird als gleichwertige Arbeit ansehen und dabei die Frage, warum das dann nicht auch entsprechend honoriert wird automatisch mitstellen würden…und mehr noch…wenn sie außerdem immer öfter ‚echte‘ Arbeit verrichten (für die sie nach wie vor nicht das gleiche Gehalt bekommen wie ihre männlichen Kollegen) werden sie mit dem zunehmenden Platz, den sie bestens ausgebildet dabei am Arbeitsmarkt beanspruchen zur wirklichen Gefahr für die bestehende Ordnung…und nur weil sie nach Feierabend immernoch den größten Teil der Hausarbeit verrichten und dann oft keine Energie mehr haben um noch groß Fragen zu stellen, fällt ihnen vielleicht nicht auf, welch hohes Machtpotential in ihrer aller Hände liegt…wenn nämlich nur die Mehrheit von ihnen einmal für einige Wochen nicht ‚ ihren üblichen Tätigkeiten an der Haushaltsfront ‚ nachkommen würde, einfach mal blau machte…das auf ihren unentgeltlichen Diensten an Heim+Herd-Samt-Kind aufbauende System würde zusammenbrechen. Was aber keine Arbeit ist, kann auch nicht verweigert werden.

Dabei ließe sich das noch ausweiten…denn die partout nicht erfolgende Anerkennung betrifft auf dem Sektor der ‚echten‘ Arbeit dann wieder als erstes Berufszweige mit hohem (oder gar ausschließlichem) Frauenanteil wie das Hebammenwesen, Pflege-und Sozialdienste, etc…und ja…auch und vor allem Sexarbeit#2.

Ein anderer wichtiger Punkt, auffällig in seiner immer gleichen Ausführung ist der des Konkurrenzgedankens…etwas was Cloudette treffend eine “mein-Alltag-ist-viel-stressiger-Competition” nennt. Fällt niemandem auf, wie sehr wir auch das verinnerlicht haben??? Hierbei meine ich uns alle, unabhängig vom (konstruierten) Geschlecht. Dieser Wettbewerbsgedanke, eines der hervorstechenden Merkmale des Kapitalismus, ist uns tief ins Fleisch gebrannt worden. So tief, dass wir es nicht einmal mehr zu merken scheinen wenn wir unsere Kräfte miteinander wetteifernd wieder und wieder schlicht VERSCHWENDEN. Dabei ist es dann auch nur noch zweitens worum es im Einzelnen geht…sich darüber hinaus noch gegenseitig des Jammerns zu bezichtigen, wenn die eigene Lebensrealität als jeweils anstrengender und stressiger wahrgenommen wird, anstatt danach zu schauen was wir beim täglichen Strampeln in diesem ‚kalten Krieg‘ gemeinsam haben…nur ein weiterer bitterer Beigeschmack.

Und zu guter Letzt…wo sind die Väter bei all dem ? Schließlich ist dieser einfarbige Entwurf vom 9to5 Job ohne Raum für etwas Anderes auch für sie eine Einbahnstraße…wo bleibt also das Mitdiskutieren, das Durchsetzen von z.B. Elternzeit die länger dauert als die üblichen 2 Monate, das Sich-Dagegen-Verwehren mit cookies beschmissen zu werden und ständig Applaus zu bekommen fürs Windelnwechseln oder Kinderwagen spazieren führen solange dies bei allen die nicht cismännlich sind als normal und Pflicht ausübend gilt ?!?

All das zum Bedenken freigebend,

yours aMv.

#1 : 1 darf hier getrost auch mal das GESAMTE LohnfürArbeit-Gefüge in Frage stellen…

#2 : Sexarbeit ist ein Thema für sich und soll in einem der nächsten posts näher beleuchtet werden.

3 Antworten zu “A Constant Fight

  1. Das geht mir ähnlich…und nicht nur,dass ich das Kämpfen manchmal leid bin…ich habe immer öfter einfach keine Energie mehr übrig am Ende…gerade und auch für etwas Schönes,Konstruktives,Weiterbringendes….und genau das hat System: sich aufzurauchen auf kleinen Nebenbaustellen…anstatt sich mal das Fundament von allem näher anzusehen,es gegebenenfalls nochmal komplett einzureißen und neu aufzubauen…ZUSAMMEN mit Anderen,die es betrifft.

  2. So krass aktuell!
    Auch 6,5 Jahre später ist jedes Wort noch genau so wahr.
    Dein Text berührt und bewegt mich gerade sehr und wühlt mich auf. Da du das so Grundlegende schön bündig zusammen gefasst hast, ist es leicht zu heute vergleichbar und so entsetzlich erschreckend.
    Irgendwie haben Mütter keine (gute) Lobby.
    Liebe Grüße

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