Zuerst ist Schmerz…rostigroterumwälzendermichineinemstückverschlingender Schmerz.
Schmerz hat etwas zu sagen + ihm nicht zuzuhören, seine Botschaft zu ignorieren führt über kurz oder lang zu noch mehr Schmerz.
Harte Lektionen lagern in Erinnerung.
So lausche ich…tauche ein, lasse mich fallen…tieftieftief hinab…ein Tosen, Schreie…war ich das gerade?
Als ich denke, ich halte es nicht mehr aus, löse mich JETZT auf und verliere das Bewusstsein für immer…wird er leiser, das Tosen ein Rauschen, das Rauschen ein Flüstern…ich habe verstanden.
Ich muss gehen…schon zu lange habe ich ausgeharrt.
In einer Beziehung, die mich krankränkerkränkt. An einem Ort, der nur grau in grau kennt. In einer Lebenshaltung, die hemmtmirdieLuftabschnürt…schattiger Atem überall, der jeden Sinn verdüstert.
Dieser Krampf im Bauch und alles toxisch…ich schon so lange allein im Kampf um anders.
Es ist Zeit.
Ich gehe jetzt und ich lasse all die Energievampire zurück, verlasse diesen Ort, denn ich verlange auch alle anderen Farben samt sämtlicher Schattierungen zurück. Löse mich aus Angst und Zerfall.
Ich habe angefangen mich in KAPUTT zuhause zu fühlen, aber das bin ich nicht.
Nie gewesen.
ZUHAUSE ist nach Zuckerwatte riechendes Kinderlachen, ist sirupdicke Freude lebendig zu sein, ist bei sich bleiben können + dann bis auf die blankgeputzten knochenharten Ecken+Kanten erkannt + im Gesamtmenü gemocht zu werden…wo Misstrauen sich breitmachen kann wird alles kaltstarrundseelenhautinfetzen…wo Liebe einen Stuhl bereitgestellt bekommt wird es warmweichwohlig.
Ich gehe los und reiße weit die Arme auf, ich umarme mein Leben und dich gleich dazu.
Wir kennen uns nun schon eine Weile und in deinen Augen bin ich immernoch…zu laut und zu leise, zu wild und zu domestiziert, zu dick und zu dünn, zu schön und zu häßlich, zu schlau und zu dumm, zu anders und zu normal, zu gluckenhaft und zu nachlässig…definitiv niemals einfach richtig so wie ich bin und ich und die Dinge, die ich tue oder auch nicht müssen immer und überall von dir bewertet, kommentiert und wenn nötig auch gemaßregelt werden. Unaufgefordert, ungefragt und unerbittlich.
Nur interessiert es mich ab jetzt nicht mehr, was du von mir denkst…ich steh‘ so drauf wenn ICH mich und die Dinge die ich tue oder auch nicht richtig finde.
Ich gehöre nur mir selbst und deswegen müssen all deine weiteren Versuche meinen Körper und meinen Verstand in mundgerechte Portionen zu verpacken an mir vorbeiziehen…und das macht mich wahrlich gefährlich.
Deswegen bekämpfst du mich mit allen Mitteln.
Du hast mir von klein auf erzählt, dass ich nicht auf Bäume klettern darf, weil ich ein Mädchen bin und dass ich immer artig sein muss, weil ich ein Mädchen bin.
Dann bin ich älter geworden und du hast mich in Bauch-Beine-Po eingeteilt + vergiss-bloß-nicht-wieder-zu-lächeln, mir mit deinen DinA4 Hochglanzseiten-Aussehterror den Blick auf mich selbst verstellt und mir das Gefühl von all time Unzulänglichkeit eingepflanzt. Irgendwann trug dieser Selbsthass Blüten und heraus kam eine ausgewachsene Essstörung.
Der Punk war die Erlösung, denn dort griffen deine Normen plötzlich nicht mehr. Bis du auch dort Wege und Mittel gefunden hast mich einzuholen und mich daran zu erinnern, dass ich immernoch ein Mädchen bin und nicht einfach Mensch…du hast mich ausgelacht, weil ich wirklich geglaubt hatte dir für immer entkommen zu sein. Weil das aber auch noch nicht zu reichen schien und ich immer noch unbelehrbar mir selbst auf der Spur blieb holtest du eine deiner wirksamsten Waffen hervor…die sexualisierte Gewalt.
Fast schienst du mich gebrochen zu haben…aber eben nur fast. Da war ich wieder, stärker als je zuvor.
Vor nicht allzu langer Zeit bin ich schwanger geworden und da hattest du mich dann endlich soweit, dachtest du…jetzt war ich nur noch ein Gefäß und ich sollte mir alles, aber auch alles an Kategorisierungs-und Vermessungsstrategien gefallen lassen, die du dir so ausgedacht hast. Zum Wohle des Kindes versteht sich. Meine gerade am Anfang nur seltenen Arztbesuche, obwohl ich schon sehr früh gespürt und dann auch gewusst habe, dass ich schwanger bin…VERANTWORTUNGSLOS. Dein neues Lieblingstotschlägerwort…jetzt erst recht, wo ich mit dem kleinen Wusel auf dem Arm durch das Leben gehe…du lauerst nun darauf jeden Moment irgendwo hervorzuspringen und ‚Du bist doch jetzt MUTTER‚ zu brüllen…was eigentlich nichts anderes heißt als ‚Hüpfst du noch einmal aus der heteronormativen Schublade heraus, lernst du mich kennen’…denn nun habe ich ein Kind und bin babyrosablaue Angriffsfläche, verletzlich wie noch nie zuvor in meinem Leben. Das gefällt dir.
Aber ich kenne dich inzwischen besser als du dich selbst…ja, ich habe dich durchschaut. Du machst mir keine Angst mehr und ich lasse mich nicht einschüchtern. Du bekommst mich nicht. Niemals. Never. Zu keiner Zeit. I’m not yours und nichts was du tust oder sagst, wird etwas daran ändern, sieh es doch endlich ein! Nicht nur mein Bauch gehört mir ,sondern auch die Beine und der Po, der Kopf und das Herz und der ganze Rest sowieso.
Mit jedem Tag, den ich selbstbestimmt so lebe wie ich es will, verkümmert deine Macht…und ich habe noch eine schlechte Nachricht für dich:
Ich bin nicht allein.
Wir ziehen zudem die nächste Generation Menschen auf, die dich und deine Existenzberechtigung in Frage stellen…du kannst einpacken !!! Am besten, du gehst gleich…bevor es noch richtig beschämend für dich wird.