Ich bin verwundet…an manchen Stellen sogar schwer.
Einige Verletzungen vernarben inzwischen langsam, andere reißen immer wieder neu auf…weil:
Ich wohl damit gerechnet habe, dass vom Sichtbarwerden der Schwangerschaft an bis zur Geburt des kleinen Wusels+dann erst recht das Außen ( der Dealer an der Ecke, die Postfrau, der ungeliebte Onkel mütterlicherseits, eben ganz Hinz und Kunz) nochmal ganz neu auf mich einwirken würde…klugscheißende RatSchläge(r) auf Schritt und Tritt+alle, wirklich alle wissen es bestimmt und immer besser als ich selbst.
Geschenkt.
Womit ich aber nicht gerechnet habe, ist dieser Abgrund zwischen dir und mir.
Du, die du meine Freundin warst+dich dann klammheimlich aus unserer Beziehung davongestohlen hast als der Bauch immer größer wurde, einfach abgehauen bist ohne Bescheid zu sagen.
Du, der du der Vater des kleinen Wusels bist und partout nicht merken willst, wie sehr sich das Machtgefälle nochmal zu deinen Gunsten verschoben hat.
Du, der du immer offener Gesprächspartner warst und nun schon von weitem die Augen verdrehst, wenn du mich mit Kinderwagen kommen siehst.
Du, die du emanzipierte Superwoman bist und mich wirklich auf jedem Konzert fragst, wo denn das Kind jetzt gerade sei.
What the fuck passiert denn hier??? Es tut wehwehweh, dass ich mich dir plötzlich so ungleich fühle…weißt du, auch und gerade für mich ist doch alles noch so verdammt neu, vieles noch nicht mal an- oder ausgepackt. Manches immernoch hübsch ungewohnt in der Ausführung…aber ist das ein Grund mich nicht mehr auf Augenhöhe anzusehen ?!?
Diese Kluft zwischen dir und mir erwischt mich immernoch kalt, lässt mich straucheln und schon viel zu oft die letzte Monate habe ich mich so plötzlich auf dem Boden der Tatsachen wiedergefunden, dass ich mir nur noch verwundert die müden Augen reiben konnte.
Wir haben uns doch alle zusammen aufgemacht, wir wollten es anders machen.
Elternschaft zu gleichen Anteilen, Freund_Innenschaften, die nicht vernachlässigt sondern bereichert werden+zu einem neuen noch großartigerem Netzwerk auswachsen als zuvor, die Feminismusdebatte, die nun um noch eine gelebte erfahrene Facette erweitert wird, die tolle neue Band aus Schweden, die wir zusammen genießen+du erzählst von dir und ich von mir…
Ich habe nicht das Gefühl unsichtbar geworden zu sein wie eine von mir sehr geschätzte Bloggerin…ich habe eher den Eindruck ich existiere in deinen Augen nur noch eindimensional. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass ich mich so vielschichtig und vielfarbig wie noch nie zuvor in meinem Leben fühle…das ich hochhausgroße Lust auf all das habe, so anstrengend und IchspielGeigeaufmeinenletzten3funktionierendenNervensträngen-like das auch manchmal sein mag.
Ich habe das Kämpfen gegen das WarAberSchonImmerSo erwartet, aber nicht das Verlieren innerhalb meiner sicheren Zone…die sich nun gar nicht mehr so sicher anfühlt und deren Struktur und Beschaffenheit ich offenbar neu überdenken muss…wenn ich meine Wunden zu Ende geleckt habe und das Narbengewerbe mich nicht mehr so beim Weitergehen stört.